In der nördlichsten Großstadt der EU durfte ich eine Woche lang in DAS finnische System reinschnuppern. Ich besuchte den Unterricht in zwei Grundschulen, das bedeutet Schüler:innen der 1.-9. Schulstufe. Die Tage im Norden haben mich in meiner Einstellung bestätigt, dass eine Schule für alle bis zum 15./16. Lebensjahr äußerst sinnvoll ist. Die Kinder und Jugendlichen können sich entwickeln und müssen nicht schon im Alter von 10 Jahren entscheiden welchen Weg sie einschlagen sollen.
Der größte Unterschied, den ich hier im Unterrichtsalltag wahrnehmen konnte, war definitiv die Anzahl der Schüler:innen in den Klassen. In den unteren Schulstufen waren es im gemeinsamen Unterricht max. 20 Schüler:innen, ab der 7. Klasse (bei uns 3.Kl) im Fachunterricht nicht mehr als 15. Meist waren 10-12 Schüler:innen anwesend, da einzelne oft bei einem Gespräch oder einer Testung waren. Die Kinder und Jugendlichen bekommen hier von Beginn an ihrer Schullaufbahn Selbstverantwortung gelehrt und gelernt und sie wird auch genutzt. Die Kinder haben durchwegs kurze Tage auch in der Schule (nicht immer beginnt es um 8, manchmal endet es auch schon um 12). Aus zahlreichen Gesprächen mit den unterschiedlichsten Kolleg:innen konnte ich erfahren wie wichtig aus ihrer Sicht der persönliche Zugang und damit Umgang zu den Schüler:innen für sie ist und das hängt ganz klar mit den Gruppengrößen und dem vorhandenen Unterstützungspersonal zusammen. Disziplinierungen finden bei einer Gruppe mit 10-12 SuS in einem ganz anderen Ausmaß statt, als es bei 30 und mehr sein muss.
Ich kann erneut nur empfehlen solche Möglichkeiten, wie es uns Erasmus+ Lehrenden aber auch allen Lernenden bietet, zu nutzen. Andere Länder, Systeme, Menschen und Kulturen kennenlernen, es lohnt sich!
Birgit Kohlmeier